Bonwahnsinn bei den Innungsbäckern? – Branchenausnahme gefordert

Bon-Müllberge reichen fast 5x um die Alster

Muss für jedes 30-Cent-Brötchen ein Bon gedruckt werden? Ja, wenn es nach der Bundesfinanzverwaltung geht. Der Bonwahnsinn startet am 1. Januar 2020.

Wenn die Kassensicherungsverordnung tatsächlich so umgesetzt wird, wie sie ab 1. Januar 2020 gelten soll, würden in Hamburg jeden Tag so viele zusätzliche Bons gedruckt, dass sie in ihrer Gesamtlänge fast fünfmal um die Alster reichen (ca. 34,8 Kilometer Rollenpapier täglich). Dabei sind Kassenbons in Bäckereien unnötig und umweltschädlich noch dazu! Das Umweltbundesamt rät deshalb beispielsweise Verbrauchern, Kassenbons nicht im Altpapier, sondern im Restmüll zu entsorgen.

Gestern demonstrierte die Bäcker-Innung vor der Finanzbehörde in Hamburg gegen die Bon-Pflicht, die ab 1.1.2020 für alle Bäcker in Deutschland gilt. Das bedeutet, dass auch derjenige, der nur ein Franzbrötchen für 1,20 € kauft, einen Kassenzettel in die Hand gedrückt bekommt. Ein Heidenaufwand für die Bäcker, der den Kunden nicht nutzt, sondern im Gegenteil Mehraufwand im Verkauf und in der Verwaltung sowie ein großes Umweltproblem verursacht, denn das Thermopapier, auf dem die Bons gedruckt werden, enthält teils krebserregende Stoffe. Daher fehlt sowohl bei den Betrieben als auch bei den Kunden das Verständnis für diese Vorschrift der Finanzbehörden. Der Protest geht auf jeden Fall weiter, auch wenn gestern der Pressesprecher des Finanzsenators, Claas Ricker, einen Termin Anfang des neuen Jahres versprochen hatte.

„Warum sollen weitere Wälder abgeholzt werden, um die riesigen Mengen an unnötigen Bons zu produzieren?“ fragt Katharina Daube, Obermeisterin der Bäcker-Innung Hamburg. Denn die Erfahrung zeigt: Weniger als 3 Prozent der Kunden nehmen den Kassenzettel mit. „Mit dieser Verordnung wird der Mittelstand wieder einmal mit unnötigen Aufgaben belastet“, klagt Daube und betont: „Wir haben nichts zu verbergen. Die modernen digitalen Kassensysteme dokumentieren jeden Zahlungsvorgang lückenlos. Wozu dann noch die Bonpflicht?“ Zudem könne das System jederzeit einen Bon-Nachdruck erzeugen.

„Auf der einen Seite reden wir über Umweltschutz und diskutieren über die Reduktion von Coffe-to-go-Bechern, schaffen dann aber auf der anderen Seite Müllberge aus beschichtetem Papier“, sagt Innungs-Geschäftsführer Jan Loleit. „Stellen Sie sich mal vor, wieviel Müll und Bürokratie nun jedes kleine Brötchen verursacht, das innerhalb weniger Minuten aufgegessen wird…!“

Hamburgs Obermeisterin Katharina Daube fordert nun von der Politik Entlastung und Ausnahmeregelungen für Bäckereibetriebe. Das Gesetz sieht zwar Ausnahmemöglichkeiten vor, diese werden vom Bundesfinanzminister allerdings so streng ausgelegt, dass bislang kein Handwerksbäcker eine Befreiung erhalten hat. „Damit lässt man vor allem die kleinen Handwerksbetriebe im Regen stehen!“ sagt Daube.

Bericht auf Hamburg 1:   

https://www.hamburg1.de/nachrichten/43144/BaeckerInnung_demonstriert_gegen_Bon_Pflicht.html? fbclid=IwAR2XSuoDU6uESESdhfK6UuCtoVsleQd4aPcSbHAiQuMf09VSeq6fc8EDTqc