Bäcker- und Konditorenhandwerk in Mecklenburg-Vorpommern vom „Touristenverbot“ stark getroffen
Staatliche Unterstützung reicht nicht aus
„Das Bäckerhandwerk gilt zwar mittlerweile offiziell als „systemrelevant“, das bedeutet aber für ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern auch die Verantwortung, die Lebensmittelversorgung in der Fläche aufrecht zu erhalten und das wird von Tag zu Tag immer schwieriger. Gerade in strukturschwachen Gebieten ist der Bäcker manchmal für nicht so mobile oder ältere Mitbürger sehr wichtig“, so der Landesinnungs- und Bäckermeister aus Rostock, Matthias Grenzer.
Die Umsatzrückgänge bewegen sich im Moment zwischen 20 und 70 Prozent. „Gerade in unseren Tourismusgebieten sind die Auswirkungen existenzbedrohend. Viele Bäcker sind Zulieferer von Hotels aber auch von z.B. Schulen. Umsätze die jetzt nicht erfolgen, können wir leider nie nachholen. Anders als z.B. beim Autokauf kann der Konsum von Backwaren nicht auf eine Zeit nach Corona verschoben werden. Die mangelnde Liquidität ist derzeit das Hauptproblem bei unseren Betrieben und viele werden nicht mehr lange durchhalten können“, so Grenzer.
Vor dem Hintergrund fordert der Landesinnungsverband des Bäcker- und Konditorenhandwerks Mecklenburg-Vorpommern eine bessere finanzielle Unterstützung für die Betriebe. Stundungen helfen nicht, wenn die Kredite später zurückgezahlt werden müssen. Viele Betriebe können die Kriterien für frisches Geld erst gar nicht erfüllen, da nachgewiesen werden muss, dass ein Geschäftsmodell mit ausreichend Perspektiven vorliegt.
Auch Bundeszuschüsse für Betriebe bis 15 Mitarbeiter, helfen im personalintensiven Bäckerhandwerk nur zum geringen Teil. Der durchschnittliche Handwerksbäcker beschäftigt in Deutschland 24 Mitarbeiter. Immerhin hat das Land eine Förderung bis 49 Mitarbeiter draufgesetzt“, betont Jan Loleit, der als Verbandsgeschäftsführer auch vier weitere norddeutsche Bundesländer betreut. „Wichtig ist, dass die Unterstützung schnell und unbürokratisch erfolgen kann. Der Handwerksbäcker kann sich durch die Regelungs- und Antragsflut nicht durchkämpfen. Wenn man dann in den Medien hört, dass wenige Großkonzerne mit ihren Anträgen bereits das ganze Fördervolumen ausschöpfen würden, dann macht uns das Angst“, so Loleit.
In einer aktuellen Verbandsumfrage bestätigten fast alle Betriebe, dass sie sich bereits mit dem Thema Kurzarbeit beschäftigen müssen, die Hälfte muss Kurzarbeit bereits nutzen, um Mitarbeiter halten zu können.
„Wir erfahren in diesen Tagen aber viel positive Resonanz von unseren Kunden, dafür sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch ich sehr dankbar“, betont Landesinnungsmeister Grenzer. „Hygienevorschriften haben für uns mit Blick auf unsere Kunden, Mitarbeiter und Produkte allerhöchste Priorität“, so Grenzer.